WER LÄNGER SCHLÄFT, IST ÖFTER BÖSE
 
 
Wenn Sie das nächste Mal gefragt werdet, ob Sie Langschläfer oder Frühaufsteher sind, überlegen Sie die Antwort genau. Schlafgewohnheiten sagen mehr über den Charakter und die geistige Gesundheit eines Menschen aus, als so manchem lieb sein dürfte.
 
Ob bestimmte negativ bewertete Charakterzüge im Zusammenhang stehen mit unserem Chronotyp, also unserer Anlage, was das frühe oder späte Insbettgehen und Aufstehen betrifft - dieser Frage ist ein britisch-australisches Forscherteam nachgegangen. Dafür hat das Team den IG-Nobelpreis 2014 für skurrile Wissenschaft bekommen.
 
Die Eigenschaften der dunklen Triade  
Die Forscher fanden heraus: Desto mehr Probanden sich als Nachteulen einschätzten, desto mehr neigten sie zu Eigenschaften der Dunklen Triade. Das ist ein psychologisches Persönlichkeitskonstrukt, welches aus drei Charaktertypen besteht, die gemeinhin nicht sonderlich geschätzt werden:  
    - der Narzisst, der sich für etwas Besseres hält,
    - der Machiavellist, der mit Eigenschaften wie Hinterlist und Eigennutz verbunden wird und
    - der Psychopath, der für Gefühllosigkeit, Manipulation, Impulsivität und Risikobereitschaft steht.
 
Möglicherweise könnte das Spätaufstehen aber auch ein Vorteil sein, der sich evolutionär entwickelt hat, mutmaßen die Forscher. Andere Leute übers Ohr hauen und mehr Sexualpartner abbekommen, das sagen die Forscher, schaffen Menschen mit Nähe zu den Triaden nämlich besser."
Die Frühaufsteher, diese hektischen Naturen, unterscheiden sich in Wesen und Charakter von Morgenmuffeln:
Sie sind in der Regel die aktiveren Typen, dazu fleißiger und leistungsorientierter. Dies zumindest behauptet die amerikan. Wissenschaftlerin Barbara Watts von der Michigan State University, die den Zusammenhang zwischen persönlichem Tagesrhythmus und Psychostruktur bei 308 weiblichen und männlichen Studenten untersucht hat.
 
Die Morgenaktiven beschreiben sich als "schnell" und "motiviert", die Langschläfer hingegen finden nichts dabei, "Zeit zu verschwenden" - konsequenterweise füllten sie auch die Fragebögen langsamer aus als ihre frühaufstehenden Kommilitonen.
 
"Weil Schulen und die meisten Berufe Produktivität am Morgen fordern", folgerte Barbara Watts, seien die Frühstarter bei Examen und im Büro überdurchschnittlich erfolgreich. Erfolgreiche Morgenmuffel werden in der Watts-Arbeit freilich nicht genannt - etwa Humphrey Bogart, Willy Brandt und Adolf Hitler.
Quelle: DER SPIEGEL 35/1983